kann, sondern unmächtig dieselbe fortwuchern und
sich selbst immer innormaler umstimmen lassen
muß, bis zur endlichen Zerstörung des Organismus;
man nennt sie chronische Krankheiten. 21
Bei akuten Krankheiten gab es zunächst
keine großen Probleme: Es genügte, die Sub-
stanz zu entdecken, die ähnliche Symptome in
einem gesunden Organismus hervorgerufen hat-
te, und nach Verabreichung einer Potenz da-
von erfolgte, sobald die kurze Erstverschlimme-
rung vorüber war, die rasche und vollständige
Heilung. Chronische Krankheiten jedoch gaben
ein ganz anderes Problem auf. Um die schwie-
rige und völlig andersartige Situation bei chro-
nischen Leiden zu begreifen, wollen wir Hahne-
manns Entdeckungen Schritt für Schritt ver-
folgen.
Von 1810 bis 1816, also in den ersten sechs
Jahren nach Veröffentlichung der ersten Auf-
lage des Organon, war Hahnemann in Leip-
zig von Schülern und Patienten aus vielen
Ländern umlagert. Indem er nun fortlau-
fend über jede Behandlung Buch führte, be-
merkte er, daß, wenn alle Beschwerden zu-
nächst auch beseitigt waren, viele Patienten
später mit neuen oder gar mit einem Rückfall
in die alten zu ihm zurückkehrten. Dies wa-
ren die chronischen Fälle Es lag in Hahne-
manns Wesen, sich nach dem Warum zu fragen
und unaufhörlich zu forschen, bis er die Ant-
wort gefunden hatte In seinem funfbandigen