zum Allopathen bezieht er ja die Gesamtpersön-
lichkeit in die Untersuchung ein. Da kann denn
etwas, das für den Allopathen belanglos ist, aus
homöopathischer Sicht höchst bedeutsam sein.
Nehmen wir z. B. an, daß jemand laut allo-
pathischer Diagnose an "eitrigem Dickdarm-
katarrh" leidet; bisher war er gewohnt, den Ärz-
ten in der Sprechstunde nur von seinen Bauch-
beschwerden zu berichten. Auch der Homöo-
path ist an diesbezüglichen Angaben interessiert,
doch legt er noch mehr Wert auf andere Aspekte
im Leben des Betroffenen. So mag für ihn die
wichtigste Information sein, daß der Kranke zu
Ängsten neigt, insbesondere vor der Zukunft,
daß er bei plötzlichem Lärm erschrickt, nur ein-
schlafen kann, wenn er auf der rechten Seite
liegt, und ein starkes V erlangen nach Salz ver-
spürt.
Für den Allopathen wären solche Angaben un-
bedeutend, ja sinnlos; dem Homöopathen da-
gegen zeigen sie geradewegs das heilende Mittel.
Weiter zählt es zur Verantwortung des Patien-
ten, Geduld aufzubringen. Das gilt ganz beson-
ders bei chronischen Krankheiten. Man kann
keine sofortige Beseitigung von Symptomen er-
warten, wie sie etwa durch Einnahme von
Schmerztabletten, Beruhigungsmitteln oder Cor-
tison geschieht. Die Homöopathie hat keine Arz-
nei, die Schmerz unmittelbar unterdrückt, Angst
beseitigt oder Schlaflosigkeit vertreibt; vielmehr
ist die homöopathische Verschreibung stets auf
eine Heilung des gesamten Organismus abge-
stimmt. Das Erreichen dieses Zieles aber – Har-
monie auf allen Ebenen menschlicher Existenz