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Die neue-Dimension der Medizin – page V

VORWORT DES HERAUSGEBERS

Vor langen lahren stapfte an einem klaren kalten Winterνormittag eine Gruppe
junger Menschen im sauerlandischen Westerwald durch den glitzernden Schnee.
Als sie ihr Ziel, eine Herberge mit warmendem Kamin, erreicht hatte und den
Ηungrigen eine kraftige Erbsensuppe entgegenduftete, vermiBte der Gruppenlei­
ter ein junges Madchen. Eintrachtig war es lange Wegstrecken mit dem einen oder
der anderen zusammen gewandert. Aber nach der Ankunft in der Herberge wuBte
niemand, wann sich die Gefahrtin abgesondert hatte, wo sie wohl sein mochte.

Der Gruppenleiter und zwei starke lungen liefen, so rasch sie konnten, den
Weg Ζurϋck und gelangten bald anjene Wegscheide, die beim Wandern nieman­
dem aufgefallen war. Unsicher blieben sie stehen, weil sie nicht mehr wuBten,
welchen der fϋnfPfade sie als Herweg benutzt hatten. Eine Erkenntnis quaIte sie:
wahlten sie den falschen Pfad, entfemten sie sich mitjedem Schritt weiter von der
Moglichkeit, die vertraumte junge Gefahrtin Ζυ finden. Sie suchten ausgiebig ­
aber leider viel Ζυ lange auf den falschen Wegen …
A,hnlich verhalt sich die Menschheit des ausklingenden zwanzigsten lahr­
hunderts: Wir bewegen uns immer schnel1er, nicht nur mit expresszϋgen, Autos
und Flugzeugen: Bedenkenlos und hektisch rasen wir in einer gesundheitlichen
Sackgasse dem Endpunkt ειι – ιτι eine Situation, aus der es kein Zurϋck mehr gibt.
Wamem, die seitlahrzehnten rufen: »LaBt uns die Richtung ϋberprϋfen! Wir sind
auf dem Irrweg, mϋssen endlich eine andere Richtung wahlen!« wird kaum Gehor
geschenkt.

Betrachten wir einige Tatsachen:

Phantastisch muten die Fortschritte an, mit deren Hilfe heute sorgfaltig ange­
wandte Unfal1chirurgie und Intensivpflege schwerstgeschadigte Akutkranke zu
oft vollstandiger Gesundheit Ζurϋckfϋhren. Auch die segensreiche Weiterent­
wicklung der Operationstechnik, die weniger schadigende Εingiffe ermoglicht
und zuweilen Endzustande chronischen Κrankseins erfolgreich zu bessem ver­
mag, erfordert dankbare Anerkennung. Zweifel sind jedoch angebracht, ob jede
Patientin und jeder Patient mit Mandel- oder Gallenblasenproblemen, Darmge-
chwϋren oder Hamorrhoiden, SchilddrϋsenΙeίden, Herzk1appen-, Herzkranzge­
faβ- oder Herzrhythmusstοrungen, »VerschleiBerscheinungen« der Gelenke oder
mιt krankhaften Veranderungen der Haut wie Warzen usw. unbedingt gleich unter
da Messer oder den Laserstrahl des Chirurgen muB. GroBe Zweifel sind ange­
zelgt, wenn Chirurgen selbst bei harmloseren Eingriffen aufgrund der Gewohn­
h it »vorbcugend« Antibiotika verabreichen, wenn Menschen mit absolut gesun­
dem Herzen vom 60. Lebensjahr an routinemaBig νor Operationen »digitalisiert«
werden.