Books

Die neue-Dimension der Medizin – page 32

Die im – inzwischen aufgelösten – Bundesgesundheitsamt erarbeitete Sterb-
lichkeitsstatistik erweist es: die Zahl der Tuberkulose-Toten sank seit dem Jahre
1850 kontinuierlich ab. Die Entdeckung des Erregers im Jahre 1882, die Durch-
setzung der Heilstättenbehandlung von 1910 an, die nach 1925 begonnenen BCG-
Impfungen und die heute noch üblichen »Bekämpfungsmethoden« mit Chemo-
therapeutika und Antibiotika blieben ohne den angeblichen epochalen Einfluß.
Die im obigen Diagramm nach dem Jahre 1910 zu sehende große Anstiegs-
zacke ist eine Folge der Belastungen des Ersten, die kleinere von 1940 an der des
Zweiten Weltkriegs und sie dokumentiert die Entwickl ung nach dem Beginn der
BCG-Impfungen gegen die Tuberkulose auf breiterer Basis. Nach 1949 sank die
Zahl der Neuerkrankten in Westdeutschland von 160.000 bis zum Jahre 1990 auf
etwa 10.000. Lediglich von 1991 an könnte ein leichter »Anstieg« irritieren: er
war aber nur eine Nachwirkung der Wiedervereinigung Deutschlands. Wenn zu
den 64 Millionen Bewohnern eines Staates 16 Millionen Neubürger hinzukom-
men, verändern sich Zahlen und statistische Kurven zwangsläufig.P
In viele Lungenheilstätten wurden nach 1935 immer wieder Patientinnen und
Patienten eingeliefert, die trotz BCG-Impfung an Tuberkulose der Atemwege
oder anderer Organe erkrankt waren. Dies erstaunte zwar die Fachärztinnen und
-ärzte sehr, jedoch zogen sie aufgrund ihrer universitätsmedizinischen Denk- und
Betrachtungsweise die falschen Folgerungen aus diesem Verlauf. Deshalb sahen
sie im massi ven Einsatz der Antibiotika den einzig möglich scheinenden Ausweg.
»Gegen« schnell resistent gewordene Tuberkelstämme kombinierte man mehrere