Books

Die neue-Dimension der Medizin – page 171

daß die Betroffen n olche nwendungen von Antibiotika auch noch melden
wurden, weil sie ihre vermeintliche Vorsorge infolge ihrer Lebensart als normal
ansehen.
In einem Aufsatz, der das Vorkommen von sexuell übertragenen Erkrankun-
gen in Kanada und die Häufigkeit von Gonokokken-Infektionen innerhalb der
homosexuellen Bevölkerung dokumentiert, resümiert Stephan J. Landis, daß
solche Erfahrungen ausreichender Grund für eine Änderung ihres sexuellen Ver-
haltens hätte sein müssenr" Weit gefehlt! Homosexuelle AIDS-Patienten, die
vom Autor persönlich betreut werden und ihm die Geschichte ihrer ungeschützten
sexuellen Praktiken berichteten, bestätigten immer wieder derlei Tatsachen. Die
Zahlen waren manchmal extrem hoch, und einige von ihnen gaben gar an, inner-
halb nur eines Jahres bis zu tausend Mal den Sexualpartner gewechselt zu haben.
An so zahlreichen sexuellen Kontakten können wir leicht die Zahl venerischer
Erkrankungen und deren andauernder Behandlung messen.
War die medizinische Vorgeschichte solcher Patienten sorgfaltig aufgenom-
men, stießen der Autor und seine Mitarbeiter regelmäßig auf wiederholte veneri-
sche Infektionen und als Konsequenz auf häufige und ausgedehnte Behandlungen
mit Antibiotika. Nach unserer Schätzung hatten über 90% der AIDS-Patienten
bereits mehrere Geschlechtserkrankungen und deren Behandlung überstanden.
Viele Forscher erwähnen diese Tatsache, schenken ihr aber wenig Aufmerk-
samkeit; sie bringen sie jedenfalls nicht mit dem AIDS-Problem in Verbindung.
Venerische Infektionen sind bei AIDS-Kranken so gewöhnlich, daß frühe For-
schungsberichte sie regelmäßig erwähnten.Y Wichtig ist überdies die Tatsache,
daß weibliche Homosexuelle selbst bei hoher Aktivität ihres Trieblebens nicht zur
Risikogruppe gehören, weil ihre sexuellen Praktiken eine Penetration und damit
das Eindringen von Sekreten ausschließen. Sie infizierten sich deshalb wesentlich
seltener mit Geschlechtserkrankungen und benötigten weniger oft antibiotische
Behandlung.
Ist diese Erkenntnis korrekt, bleiben dennoch offene Fragen zu beantworten:
– Wenn venerische Erkrankungen zusammen mit antibiotischer Behandlung ei-
nen AIDS-Zustand hervorgebracht haben, warum konnten wir diese Art von
Epidemie noch nicht früher beobachten, sind doch Penicillin und andere An-
tibiotika schon seit über vierzig Jahren die bevorzugt verschriebenen Medika-
mente gegen venerische Erkrankungen?
Die Antwort lautet: Ehe unser Immunsystem derart untergraben ist, daß sich
krankmachende Viren in einem Organismus entwickeln können, muß mehrfache
Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten und deren wiederholte Behandlung mit
Antibiotika erfolgt sein. Vor 20 bis 30 Jahren begegnete die Allgemeinheit der
Homosexualität mit einer weit konservativeren Einstellung. Erst durch die Libe-
ralisierung der Sexualität erhielten männliche Homosexuelle die Möglichkeit,
ihren Trieb in einschlägigen Lokalen, Gemeinschaftsbädern usw. auszuleben.
Damit wuchs jedoch auch die Gefahr häufiger Infektion.