Books

Die neue-Dimension der Medizin – page 170

Deshalb ist es sinnvoller, nicht von Risikogruppen zu prechen, sondern vom
Risikoverhalten des Einzelnen. In den letzten Jahren erkrankten nämlich immer
mehr Heterosexuelle an AIDS. die häufig ihre Partnerin oder den Partner wech-
seln und aus Angst Antibiotika einnehmen.
Bei Drogenabhängigen steigt die Häufigkeit der Erkrankungen infolge der
Mehrfach-RlSlkobelastung – Drogenabusus, Injektionen und Sexualität – deutlich
an. Bei der Rückkehr zu naturgegeben normaler Lebensweise sinkt sie nachweis-
bar wieder ab.
Betrachten wir die Entwicklung in Deutschland: Hier wurde in den Jahren
1982/1983 in Frankfurt am Main, Berlin, Hamburg, Köln und München AIDS
diagnostiziert. In diesen fünf Großstädten und in Düsseldorf sind heute 80% der
an AIDS Erkrankten zu finden.
Erinnern wir uns des oben bereits Gesagten: Erst durch die häufig vorausge-
gangene Behandlung vieler Patientinnen und Patienten mit Antibiotika gegen ihre
stets wieder neuen venerischen Infektionen oder die Überschwemmung mit
Fremdelweiß wird der Boden bereitet, werden die Voraussetzungen für jene über
22 unterschiedlichen Erkrankungen geschaffen, welche die universitäre Medizin
gern unter der Bezeichnung AIDS zusammenfaßt.
Heute gilt als sicher: AIDS breitet sich ähnlich wie andere bekannte Ge-
schlechtskrankheiten aus. Dabei wird freilich deutlich, daß die meisten der mit
dem inzwischen all.be.kannten Kürzel bezeichneten Erkrankungen – wie beispiels-
weise die opportunistischen Infektionen – nicht nur Folge eines HIV -Geschehens,
sondern besonders durch die übliche chemotherapeutische und antibiotische
Therapie oft Voraussetzung eines fortschreitenden Leidenszustands sind.
Harold W. Jaffe und seine Kollegen berichten, daß nach ihren Fallstudien 86%
der an AIDS erkrankten Homosexuellen eine Vorgeschichte von Gonorrhoe und
68% eine solche von Syphilis harten.
Die Zahlen erweisen aber kein realistisches Bild, weil die Statistiken diejeni-
gen Erkrankten nicht erfassen können, die an asymptomatischen oder an pharyn-
gealen Gonokokken-Infektionen litten. Sie machen einen hohen Anteil unter allen
mit Gonorrhoe Infizierten aus.
Dies wird deutlich durch eine in Los Angeles erarbeitete Studie über Homo-
sexuelle von H. I. Merino und J. B. Richards. Sie ermittelten, daß bis zu 70%
der analen und 90% der pharyngealen Gonokokken-Infektionen asymptomatisch
verliefen.
Daraus müssen wir folgern, daß viele Homo- oder Bisexuelle nach einem
spontanen Intimkontakt mit hoher Wahrscheinlichkeit aus eigener Initiative
prophylaktisch ein Antibiotikum einnahmen, für den Fall, daß sie sich mit einem
venerischen Leiden angesteckt haben könnten. Falls tatsächlich eine Infektion
Stattgefunden hatte, unterdrückten sie die Symptome. Unabhängig davon aber, ob
infiziert oder nicht, belasteten sie ihren Gesamtorganismus mit den Wirkungen
und Nebenwirkungen des Antibiotikums. Natürlich ist es sehr unwahrscheinlich