Books

Die neue-Dimension der Medizin – page 135

Am ehesten leuchtet die Hypothese ein. alle diese Prozesse fänden tatt mit dem
kritischen Parameter der inneren Kondition oder dem Degenerationsgrad des
Organismus.
Die Idee, daß ein Virus oder eine Bakterie zu einer für den Körper des Menschen
schädlichen anderen Art mutieren kann, ist weder neu noch inakzeptabel.’ Auf-
grund seiner Entdeckungen als Chemiker war der französische Arzt Louis Pasteur
( 1822-1895) davon überzeugt, das Blut sei steril, und wenn wir Mikroben oder
Bakterien abtöten, könne es keine »Infektionskrankheiten« mehr geben. In der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fanden diese These auch die meisten anderen
Mediziner der westlichen Welt faszinierend. Aber die »Infektionskrankheiten«
wurden – selbst bei rigoroser Befolgung des Pasteurisierens keineswegs ausge-
merzt, im Gegenteil.
Über die Ergebnisse zog Mare Lappe bereits 1986 das Fazit: »Die Periode, einst
beschönigend das Zeitalter der Wunderdrogen genannt, ist tot. Nur sehr optimi-
stische Beobachter glauben, es gäbe noch einmal die Chance zur geistigen Um-
kehr und wir könnten unsere Zeituhr etwa um vierzig Jahre zurückdrehen. Und –
nur ganz Kurzsichtige hoffen jetzt weiter auf eine Wiederherstellung dieser
wundervollen Ära, als wir glaubten, mit chemischen Mitteln alle Infektionskrank-
heiten besiegen zu können. Wir versuchten es, aber die evolutionäre Tapferkeit
der mikrobialen Welt bescherte uns das Aus.e"
Als Pasteur in Dijon, Lille, Straßburg und Paris arbeitete, viel Nützliches ent-
deckte, aber falsche Schlüsse zog und schließlich seine lediglich in kartesisch-
monokausalem Denkprozeß zustandegekommenen und deshalbfalschen medizi-
nischen Thesen formulierte, erwarb sich in Straßburg, Montpellier und Lilie ein
anderer französischer Forscher hohes Ansehen und viele Widersacher: der Arzt
und Chemiker Pierre Jacques Antoine Bechamp (1816-1908). Er kam fast zur
selben Zeit zu einem Pasteur absolut entgegengesetzten Ergebnis: Bechamp
behauptete nämlich, daß hauptsächlich der »Boden« oder die augenblickliche
Kondition des betroffenen menschlichen Organismus bestimmt, ob er erkrankt
oder nicht. Die Mediziner werteten Bechamps bedeutende Erkenntnisse als ab-
sonderlich, weil kaum überprüfbar, und gaben der »logischen« Theorie Pasteurs
den Vorzug. ‘
Auf sie und andere lediglich vordergründig »logisch« anmutende »Beweise«
gestützt, erkämpfte sich die allopathische Medizin – mit Exponenten wie etwa dem
kämpferisch-hartnäckigen deutschen Bakteriologen Robert Koch (1843-191~) –
innerhalb weniger Jahrzehnte die Herrschaft in Lehre und Forschung. Den Ihr
dabei behilflichen chemisch-pharmazeutischen Unternehmen trug so geartetes
Zusammenspiel rasantes Wachstum und keineswegs gerechtfertigte finanzielle
Gewinne ein. Bald kamen die Jahre, in denen man kritischen, bis dahin noch
alternativ therapierenden Ärzten »dringlich empfahl«, gegen weIche »Krankhei-
ten« sie nur noch diese oder jene chemischen, mit phantasievollen Namen ver-
sehenen Einheitspräparate verordne durften. Wichen die Gewissenhaften derlei