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Die neue-Dimension der Medizin – page 114

Deshalb bleibt ihr Eingreifen begrenzt, verhindert aber gl ücklicherwei e die Ver-
breitung allzu ruinöser Substanzen. Ähnliche gilt für Deutschland, wo das Bun-
desgesundheitsamt im Jahre 1995 sogar von einem mutigen Gesundheitsminister
aufgelöst wurde.
Milton Silverman und Philipp Lee beschreiben einige Beispiele für Folgen
unheilvoller pharmazeutischer Forschungsergebnisse: die Affären um Sulfanil-
amid im Jahre 1938, um Chloramphenicol in den 50er Jahren, mit dem MER/29,
das Triparanol, im Jahre 1959 sowie von den oralen Kontrazeptiva und dem töd-
lichen Ausgang eines mit Antidiabetes-Tabletten behandelten Falles.7
»Der Wirrwarr gültiger Dokumente in den Ämtern … bestätigt die Folgerung
aus Interviews mit Industrie-Bossen. Bestechung ist Routine und allgemein üb-
lich in der internationalen pharmazeutischen Industrie. Große Geldbeträge sind
dafür eingesetzt. Beinahe jeder, der Einfluß auf die Interessen der Industrie
ausüben kann, wurde durch Pharma- Unternehmen bestochen: Ärzte, Krankenhaus-
verwalter, Minister, Gesundheitsinspektoren, Einkäufer, Steuerbeamte, die Bedien-
steten der Pharma-Registrationsämter, Handelsvertreter, die Preis überwachung
und politische Parteien …
Das Problem der Unterdrückung von Fakten ist weit verbreitet. Ein typischer
Fall: Bei einer amtlich angeordneten toxikologischen Studie fiel das Ergebnis
zweifelhaft oder sogar ungünstig aus für das Produkt. Daraufhin wurde eine
zweite Prüfung durchgeführt und gleichzeitig noch eine dritte, in denen man
Mengenangaben festlegte oder die Protokolle in der Weise modifizierte, daß
voraussichtlich ein günstigeres Resultat für das Medikament des Antragstellers
zustandekam. Selbstverständlich wird der Aufsichtsbehörde jeweils nur das
günstigste Ergebnis eingereicht. Glasplättchen mit histopathologischem Material
können zum Prüfen durch mehr als einen Pathologen angefertigt werden, jeder
von ihnen kann zu anderen Schlüssen kommen; aber nur die günstigste Beurtei-
lung des Produkts gelangte zum Aufsichtsamt. Als aus gegebenem Anlaß einmal
eine solche Situation bekannt wurde, äußerte der Antragsteller mit abweisender
Gebärde: -Der betreffende Prüfer kommt zu falschen Ergebnissen, wir lehnen ihn
für die Zukunft ab.< (Die Situation verrät den kommerziellen Druck, der an-
gewendet werden kann, im Erfolgszwang nur einen Prüfer zu akzeptieren, der die
jeweiligen Interessen wahrnimmt, selbst unter Androhung, ihn nicht mehr zu
berücksichtigen). «
33. Zeichen und Symptome sind nicht die eigentliche Erkrankung, sondern ein
Ausdruck der-einzigartigen Weise, mit der das individuelle Abwehrgefüge
des Menschen versucht, das Leiden zu überwinden.
Diese Erkenntnis besagt, daß Fieber, Frösteln, Ödeme, Schmerzen, Krämpfe,
Angste, Depressionen oder – umfassend ausgedrückt – jedwede Symptome, die der