Aber: anstelle von Fakten und Beweisen gegen
die Homöopathie, die Hahnemann und dessen
Entdeckungen in Mißkredit bringen sollten, über-
zeugte ihn mehr und mehr die sie begründende
Wahrheit. Der kritisch wertende Widersacher
mußte sich wandeln zum nicht minder gewissen-
haften Anhänger. Später trat Hering als einer
der glühendsten Verfechter und unermüdlichen
Erforscher der Homöopathie auf. Er sammelte,
ordnete und publizierte alle greifbaren Informationen
über die Wirkungen arzneilicher Mittel auf den mensch-
lichen Organismus. Seine Materia medica umfaßte
schließlich zehn dickleibige Bände. Es kommt
selten vor, daß man ein geistiges oder körper-
liches Erscheinungsbild, hervorgerufen durch eine
Mittelprüfung, nicht darin findet. So sind dort
u. a. solch seltsame Symptome verzeichnet wie
Fieber, das sich nur zwischen 18.00 Uhr und
20.00 Uhr abends einstellt; chronischer Kopf-
schmerz, der den Patienten jeden zweiten Tag
von 10.00 Uhr morgens bis 15.00 Uhr nachmit-
tags befällt; Schwindel, der nur aufkommt, wenn
der Patient mit geschlossenen Augen liegt; die
unerklärliche Angst, daß man, wenn man ein-
schläft, nicht wieder aufwachen wird; Depression
und Trauer, die nur in der Dämmerung erschei-
nen; unverhältnismäßig starke Ängste, Krebs
oder eine Herzkrankheit zu bekommen; Todes-
furcht, die so groß ist, daß re den Patienten an
den Rand des Wahnsinns treibt; die Angst, den
Verstand zu verlieren; der selbstmörderische Ge-
danke, aus großer Höhe hinunterspringen zu
müssen, neuralgischer Schmerz, der wöchent-