Trotz des technischen Fortschritts können wir
auch heute eine Kraft nur an ihren Wirkungen
erkennen. So ist es ja auch beim Magnetismus
oder bei der Elektrizität als Bewegung von Elek-
tronen; im Grunde wissen wir herzlich wenig
über die diese Bewegung ermöglichende Kraft.
Das eigentliche Wesen solcher Kräfte und Ener-
gien ist der Wissenschaft bislang verborgen ge-
blieben; wir können ihre Wirkungen zwar be-
schreiben aber nicht ursächlich erklären. Ebenso
ist die Kraft, die unseren Körper belebt, nicht
Gegenstand empirischer Messung; ihre Existenz
kann nur an ihren Wirkungen wahrgenommen
werden. James Taylor Kent (1849 – 1916), ein be-
rühmter Arzt seiner Zeit, der zur Homöopathie
fand als er sich darauf einließ, sie näher zu
prüfen, schreibt über die Lebenskraft (vital
force), die Hahnemann im § 9 des Organon
anspricht (wir zitieren der Kürze halber aus-
zugsweise einige Punkte aus seinen Vorlesungen
über die Philosophie der Homöopathie):
1. Die Lebenskraft besitzt fonngebende Intelligenz
(die Fähigiteit sinnvoller Strukturierung), die ziel-
gerichtet wirkt und den Stoffwechsel des Organis-
mus gestaltet und erhält.
2. Sie wirkt konstruktiv: sie erhält die Strukturen
des Organismus durch dauerndes gestaltendes Auf-
und Abbauen. Wird aber die Lebenskraft durch
irgendeine Ursache behindert oder dem Korper
ganz entzogen, dann wirken zerstörerische Krafte
im Korper, wuchern unkontrolliert (ungerichtet)
und zerstoren ihn, so daß er schließlich zerfällt.