Praktiken gibt, die dieser medizinischen Wissen-
schaft absolut nicht gerecht werden. Hierzulande
bezeichnen sich viele Heilpraktiker und Ärzte als
"Homöopathen", obwohl sie den Kern der
Methode geistig kaum erfaßt haben und Ver-
fahren anwenden, die sich von den Gesetzen der
klassischen Homöopathie nicht nur himmelweit
unterscheiden, sondern ihnen sogar entgegen
wirken. Die Situation ähnelt jenen Entartungen,
wie wir sie bei vielen einflußstarken Lehren
beklagen, so etwa die Diskrepanz zwischen den
Grundsätzen der Bibel und dem "Christentum"
unserer Tage. Wem es mehr zusagt, könnte auch
die Thesen des Marxismus mit den Verhältnissen
in modernen "sozialistischen" Staaten ver-
gleichen. Nach den zweifelhaften Erfolgen von Mode-
praktikern oder Kurpfuschern wird in der Gegen-
wart leider der Wert der Homöopathie landläu-
fig beurteilt, auch von Ärzten. Mediziner da-
gegen, die auch als Homöopathen gründlich aus-
gebildet sind, die Wissenschaft der klassischen
Homöopathie beherrschen und streng praktizie-
ren, sind selten. Warum?
Wer nimmt schon nach einem langwierigen,
glücklich abgeschlossenen Medizinstudium zu-
sätzlich gern eine nochmals mehrere Jahre
dauernde theoretische Ausbildung in Homöo-
pathie auf sich, die überdies laufend durch nicht
minder zeitraubende praktische Erfahrung ver-
tieft werden muß?
Nichts weniger als ein kraft-, zeit- und geldver-
zehrendes Mehrfachstudium in Theorie und
Praxis ist aber Voraussetzung für alle Ärzte