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Die neue-Dimension der Medizin – page 60

Auf ähnliche Weise kann überzogenes Streben nach materiellem Besitz der
Kern einer geistigen Störung werden. Können wir uns ausmalen, wie ein habgie-
riger Mensch auf den Verlust seines finanziellen und materiellen Reichtums
reagiert und wie vielschichtig die daraus folgenden Erkrankungs-Symptome sein
dürften? Kaumjemand ist heutzutage völlig frei von Selbstsucht, Erwerbsstreben
und Geltungsdrang.
Es ist eine Tatsache, daß jeder Mensch, der nur mit sich selbst beschäftigt ist,
die Wirklichkeit weder objektiv sehen, erkennen, noch erfahren kann. Gerade des-
halb ist er immer davon überzeugt, daß er alles weiß, und zwar besser als alle
Zeitgenossen und Altvordern.
Im Hinblick auf geschichtliche Ereignisse erkennen wir diese Eigenschaft
häufig, denn sie hat der Menschheit viel Grauen und Not gebracht, und wir be-
zeichnen sie zu Recht als Wahnsinn. Wir sprechen entrüstet über den Wahnsinn
Hitlers, Stalins, Idi Amins, neuerdings sogar von dem des Kapitäns der» Titanic«,
dessen Arroganz Hunderte ihr Dasein kostete. Nun, auf unserem eigenen Lebens-
weg bleiben wir von ähnlichen Handlungsweisen im kleineren Maßstab wohl
kaum verschont.
Diese »Erkrankung« an Egoismus und Selbstsucht dürfte weltumspannend
sein. Deswegen bewundern wir »Heilige«, denen es dank höherer geistiger und
seelischer Entfaltung gelingt, ihren Egoismus wirklich zu überwinden und sich für
andere aufopfernd einzusetzen. Wir verehren sie als» Weise«, weil ihre Selbstlo-
sigkeit weit über das hinausreicht, was wir erfassen und leisten können. Obwohl
sie so selten vorkommt, ist eine solche Lebenshaltung die gesündeste und uns
eigentlich aufgegebene; durch sie erreicht der Mensch wahren geistigen Frieden
und vollendetes Glück.
Es bleibt ein Schöpfungsgeheimnis. warum der Mensch diesen Grad der
Gesundheit nur durch bewußte Anstrengung erreichen kann, während der Ge-
sundheitszustand seines physischen Körpers mit Zeugung und Geburt weitgehend
festgelegt, eine Mitgift, ein Geschenk ist.
Von Religiosität durchdrungene »Suchende« wissen um die gottgegebene Be-
währungs-Bestimmung der Erdbewohner, mit »gesundem« innerem Bestreben
sich zu Menschen der »Liebe und Weisheit« zu entwickeln. Nur wenn wir damit
Ernst machen, besteht überhaupt noch Überlebenshoffnung für den Homo sapi-
ens. Und wenn wir nicht unverzüglich mit dem Bemühen beginnen, die ganzen
Zusammenhänge in all ihren Dimensionen zu sehen und unser Handeln darauf
auszurichten, wird es auch keine Fortschritte für eine Besserung unseres Gesund-
heitszustands geben.
Das Austarieren des Ungleichgewichts auf unserer geistigen Ebene dürfte die
komplizierteste der von uns zu bewältigenden Herausforderungen sein. Nieman-
dem bleibt es erspart. Wir kennen ver chiedene Grade von Selbstsucht, und je
stärker Egoismus und Selbstgefälligkeit eines Men ehen sind, desto größer ist die
Wahrscheinlichkeit seines geistigen Zusammenbruchs.