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Die neue-Dimension der Medizin – page 58

Wir geben für jede der drei Ebenen eine eigene Zustandsbeschreibung von
Gesundheit, weil wir – wie erwähnt – wissen, daß ein Mensch auf einer Ebene
erkranken kann, während er auf einer anderen völlig gesund zu sein scheint. Bei
vielen Schizophrenen, die auf ihrer geistigen und emotionalen Ebene schwer
gestört sind, können wir einen durchaus intakten physischen Körper beobachten.
Es ist bewiesen, daß geistig schwergeschädigte Patientinnen und Patienten selbst
unter den widrigsten Umständen nur selten organisch erkranken, während an
physischen Beschwerden Leidende in ihren emotionalen und geistigen Ebenen
völlig gesund sein können.
Wie bereits gesagt, ist das Resultat von Schmerz, Unbehagen, Not oder
Schwäche des physischen Körpers eine Beschränkung der Freiheit, das Gefühl,
durch Beschwerden gebunden zu sein. Zwangsläufig wenden Patientinnen und
Patienten ihre ganze Aufmerksamkeit dem Schmerz zu, vernachlässigen alles
andere und verlieren dadurch ihr allgemeines Empfinden von Wohlergehen.
Deshalb dürfen wir Gesundheit auf der physischen Ebene vereinfacht so
erklären: Gesundheit des physischen Körpers bedeutet Freisein von Unwohlsein
und Schmerzen, uneingeschränktes körperliches Wohlbefinden.

Definition der Gesundheit auf der emotionalen Ebene

Was den Menschen auf der emotionalen Ebene unfrei machen und seine ganze
Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen kann, ist übermäßige Leidenschaft – Lei-
denschaft im weitesten Sinne, also keineswegs allein in ihrer sinnlichen Bedeu-
tung.
Übermäßige Leidenschaft für etwas Bestimmtes zeigt einen Grad von Un-
gleichgewicht. Wenn überwältigende erotische Leidenschaft für einen anderen
den Punkt erreicht, wo Eifersucht sogar den Gedanken der Tötung des oder der
Geliebten aufkommen läßt, befindet sich der oder die Betroffene mehr in einem
Erkrankungsstadium als im Liebesrausch.
Leidenschaft, selbst für eine gute Sache, die einen Menschen zerstörerische
Handlungen gegen andere in Betracht ziehen läßt, darf keinesfalls mit berechtig-
tem Idealismus verwechselt werden.
Gesunde Emotion geht nie so weit, daß sie eine Störung mit sich bringt, son-
dern veranlaßt den Menschen zu ausgewogenem Handeln, zum Maßhalten, zur
»goldenen Mitte« der alten Griechen.
Fanatischen und dogmatischen Überzeugungen eines Menschen jenseits von
Logik und Verstand eignet jener Grad von ungesund emotionalem Engagement,
der meist in irgendeine Katastrophe für den Betreffenden oder andere mündet. Ein
weiteres Beispiel: Wenn leidenschaftliche Liebe vom Geliebten unerwidert bleibt
und dies die Abgewiesene aus Verzweiflung zu Selbstmord oder gar Mord ver-
leitet, begeht sie das Verbrechen aufgrund einer tiefliegenden emotionalen
Erkrankung.