Books

Die neue-Dimension der Medizin – page 44

hin zur totalen Verwirrung. Als gesund zu wertende geistige Fähigkeiten müssen
folgende Qualitäten aufweisen:
1. Klarheit,
2. Kohärenz, das heißt inneren Zusammenhang, und Folgerichtigkeit,
3. Kreativität.

Klarheit und Kohärenz bedürfen keiner Erläuterung; kommen wir zur Defini-
tion der Kreativität. Unter gesunder Kreativität verstehen wir jede Art von schöp-
ferischem Akt, unabhängig von seinem künstlerischen Rang: das Erschaffen einer
Zeichnung, eines Gemäldes, einer Skulptur, eines Musikstücks, das Entwerfen
und Bauen eines Hauses, einer Fabrik, das Herstellen eines Möbelstücks, das
Einrichten eines Geschäfts, die Reparatur eines Fernsehgeräts usw. Damit derar-
tige schöpferische Leistungen als gesund gelten können, müssen sie aus folgenden
Absichten geschehen:
A. Sich selbst entfalten wollen durch Befriedigung der eigenen Begabung;
B. Gleichzeitig anderen dienen mit demselben Ziel.

Es ist wichtig, daß der Mensch, wenn er anderen dient, ebensoviel Glück
empfindet wie bei der Selbstverwirklichung. Jeder gesunde Mensch berücksich-
tigt die Folgen seiner Handlungen für andere.

Unser als »fortschrittlich« gepriesenes Bildungswesen ist hingegen so ange-
legt, daß es Verschlagenheit und Verirrung derjenigen glorifiziert, die am brillan-
testen imstande sind, andere auf gerade noch legale Weise zu übervorteilen. In
diesem Sinne werden diejenigen zu Idolen hochstilisiert, die vermeintlich »außer-
gewöhnliche Forschungsleistungen« vollbracht haben. Scheinlogik und vorder-
gründige »wissenschaftliche Vortrefflichkeit« verherrlicht man zu Lasten von
Ethik und Moral. In den naturwissenschaftlichen Studiengängen unserer Hoch-
schulen gibt es kaum Vorlesungen über Fragen der Moral oder Ethik, die doch
eigentlich unseren Werdegang als Menschen und somit unser Denken primär
beherrschen müssen. Dadurch fördern unsere »modemen« Ausbildungsstätten
unbeabsichtigt Betrügerei und Täuschung. Von einem juristischen Verteidiger
erwarten viele Mandanten beispielsweise, daß er dank spitzfindig-raffinierter
Auslegung der Gesetze Vorteile für sie erlangt, ohne sich der ethischen Inhalte
ihrer Wünsche bewußt zu sein. Solche Begehren bleiben bei weitem nicht mehr
sporadisch; sie gehören vielmehr zur »Alltagsroutine«. Geldhungrige Lebensmit-
tel-Produzenten forderten seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Chemiker
erst dazu heraus, radikale Unkraut- und Schädlings-Vernichtungsgifte zusam-
menzubrauen.

Von Ärzten verlangen »zeitgemäß denkende« und »die schönen Seiten des
Lebens in vollen Zügen genießen« wollende Menschen außer sofortiger Beseiti-
gung ihrer Schmerzen, Mängel oder anderer Beschwerden auch »schlaue« Mani-
pulationen zur Empfängnisverhütung, Abtreibungen oder gar – Sterbehilfe für
Angehörige. Fast alle erwarten solcherart »Beistand« zur Wahrung oder Meh-
rung ihres Besitzes, zur Befriedigung primitiver Begierden.