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Die neue-Dimension der Medizin – page 40

immer sie neue Medikamente testete, untersuchte sie überaus selten, ob und in welcher Weise sie unseren Verstand und unsere geistige Verfassung beeinflussen. Marilyn Ferguson tadelte 1973 in ihrem Buch THE BRAIN REVOLUTION: Erst »die
Psychiater erinnerten ihre forschenden Medizin-Kollegen daran, daß die verwen-
deten Medikamente womöglich die Selbstregulierungsfunktionen des Körpers
übernehmen …
Sogar Hormone beeinflussen primär das Gehirn; die Pille, in großen thera-
peutischen Dosen eingenommen, verursachte temporäre Psychosen bei vier Pro-
zent von Soldaten-Ehefrauen, die wegen Unfruchtbarkeit behandelt wurden. Me-
dikamente mit spezifischen Wirkungen – Diuretika, Antihistaminika – können in-
direkt die Psyche beeinflussen …
Man begann, Amphetamine als Energieanreger zu propagieren: Bis in die
Mitte der Fünfziger Jahre war die Zahl der Amphetaminsüchtigen in Japan auf
eine halbe Million angewachsen. 50.000 Fälle von Amphetaminpsychose wurden
gemeldet. «
Eric W. Martin und seine drei Autorenkollegen wiesen nach: »Die schlimm-
sten Verursacher von Depressionen sind blutdrucksenkende, reserpinähnliche
Alkaloide … An Hochdruck leidende Patienten werden davon häufig hochdepressiv ,
bis hin zum Selbstmord … Die Anticholinergika wie Benztropine, Biperidine,
Prozyklidine können potentiell Delirien verursachen … Unruhe, Gehör-, Ge-
schmacks-, Gefühls- und Sehhalluzinationen sowie Desorientierung sind nach
Procain-Penicillin- Verabreichung beobachtet worden Eine Reihe von Medika-
menten haben Psychosen oder Neurosen hervorgerufen So wurden Erscheinun-
gen, die Symptomen der Schizophrenie nahe kommen, ganz allgemein beobach-
tet, wie Sinnes- und unterschiedliche Arten von Bewußtseinstäuschungen oder
paranoides Verhalten. Alle ähneln sehr den Symptomen von Schizophrenie.e ‘
Die Behandlung früher tödlicher Komplikationen durch Infektionen mit ge-
wissen Antibiotika haben die Zahl seniler Gehirnerkrankungen und des Langdon-
Down-Syndroms deutlich erhöht. Henry E. Simmons berichtet: »Gruenberg prä-
sentiert Daten, die in den letzten Jahrzehnten eine Verdoppelung solcher Zusam-
menhänge belegen. Er nennt dieses Ergebnis -das Versagen des Erfolgs.
Zugegeben, die Erforschung dieses Feldes ist schwierig, korrekte Untersu-
chungen sind äußerst kompliziert. Das darf aber keineswegs als Entschuldigung
dafür dienen, den Schaden, den derartige Erzeugnisse der chemisch-pharmazeu-
tischen Industrie bei Patientinnen und Patienten geistig und emotional verursa-
chen, außer acht zu lassen. Weil solche gemütsmäßigen und geistigen Verände-
rungen im Gefolge der Chemotherapie kaum anatomisch oder sonstwie mit einem
Mikroskop erfaßbar sind, sondern »lediglich« von Betroffenen berichtet werden
konnten, die sie durchleiden mußten, wurden sie nicht beachtet oder von den
Forschern als Unsinn beiseitegeschoben.
Wesentlich einfacher ist es, die Existenz und Kraft der emotionalen Energie
wahrzunehmen, weil sie sich viel gröber und vordergründiger ausdrückt: Gegen-