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Die neue-Dimension der Medizin – page 24

kommt, theoretisch schwerlich in die vorgegebenen Denk-Schemata zu bringen
oder zu »abstrakt« für das praktische Nachvollziehen in den Laboratorien und
Tierversuchen ist.

Die praktizierenden Ärzte verleihen ihrer Unzufriedenheit mit der Wirkung
der in Forschungslabors hergestellten Medikamente nur selten Ausdruck, weil sie
ihre Verzweiflung über die Sackgassen zwar fühlen, andererseits aber den
empfindlichen status quo, der sowohl ihnen als auch dem ganzen beruflichen
Establishment existenzsichernd dient, nicht aus dem Gleichgewicht bringen
dürfen. So ging der überaus wichtige, dem Fortschritt dienende Austausch
zwischen den drei Bereichen, in dem die Rettung läge, verloren.

Schließlich erlangten die Forschungsinstitute eine als unanfechtbar geltende
Autorität und ihre Arbeitsergebnisse galten als absolut und endgültig. Der Glaube
an das System und seine »Entdeckungen« war so groß, daß Ärzte den Verlust ihrer
Zulassung riskierten, wenn sie sich aufgrund besseren Wissens in der einen oder
anderen Situation weigerten, den vorgeschriebenen Verfahren zu folgen. Welcher
Arzt wagt heute, einem Krebspatienten von Chemotherapie abzuraten? Ganz ge-
wiß wird diese Behandlung in absehbarer Zeit jedoch als veraltet gelten und
höchstwahrscheinlich sogar verboten werden. Nur wenige beklagten sichje über
solche Ungereimtheiten, obwohl sie bei den leidenden Menschen soviel Schmerz
und Leid verursachen.

Die herrschende Medizin dotiert diese Forschungszentren mit Bergen von
Geld, tonnenweise gedruckter Bewunderung, aber höchst selten mit Kritik. Ein-
sichtige, die gegen schlimme Praktiken protestierten, wurden von dem konserva-
tiven, »geschlossenen« medizinischen Clan, dem sie selbst angehören, alsbald
geächtet.

In den Forschungszentren fand ein hektisches Treiben statt, denn die Gegner,
die es zu schlagen galt, waren Zeit und pathogene Keime. Aber die Aufgabe erwies
sich als überaus schwierig, weil Pathogene derart invasiv wachsen und dabei doch
oft so schwer faßbar sind, daß kein ernsthafter Forscher mehr irgend welche
Versprechungen oder Voraussagen wagte.

Ohne Leitprinzipien testete man in den von Wirtschaft und Staat geförderten
Forschungszentren nach dem Zufallsprinzip verschiedene Wirkstoffe, die das
Pathogen töten oder entfernen sollten. »Die wichtigsten Entdeckungen von
Drogen, die als wirklich neuartig angesehen« wurden, »machte man zufällig, wie
zum Beispiel Aspirin, Penicillin etc.«!

Dies heißt, der gesamte Prozeß um die Entwicklung eines neuen Medikaments
basierte nicht auf einer induktiven, von zugrundeliegenden Naturgesetzen und
Prinzipien geleiteten Methode, sondern fast ausschließlich auf dem festgeschrie-
benen Schema und der» Erfahrung« eines Einzelnen, der irgendwelche Phänome-
ne im Laboratorium beobachtet hatte.

Solch ein unbestimmter, zufälliger Prozeß, der keiner Gesetzmäßigkeit folgt,
verdient im Vergleich mit jeder anderen Wissenschaft weit eher die Bezeichnung