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Die neue-Dimension der Medizin – page 193

Diese etablierte Medizin mogelt sich schon viel zu lange ohne Rivalen durch
Aus intuitiven Denkprozessen entstehende konstruktive Kritik an ihrem frag –
mentierten Wissen weist sie mit bornierter Überheblichkeit zurück.
Ablehnung erfuhr jeder Arzt, der es wagte, das verkrustet schematische
Manipulieren im eigenen System zu kritisieren. Ließ er nicht locker, wurde er mit
dem Verlust seiner Approbation bedroht oder gar ausgeschlossen; man streute
Zweifel aus an seiner beruflichen Integrität. Die Leiter der ärztlichen Standes-
organisationen üben beträchtliche Macht aus. Bei vielen sensiblen, offenherzigen
Mitgliedern kam zeitweilig das Empfinden auf, ihre eigenen Organisationen und
Kollegen wollten sie in die Verzweiflung treiben.
Erinnert werden muß hier an die wütenden Proteste orthodoxer Mediziner, als
der angesehene deutsche Professor August Bier (1861-1949), einer der besten
Chirurgen seiner Zeit, am l. Mai 1925 seine Kollegen in der MÜNCHENER MEDI-
ZINISCHEN WOCHENSCHRIFf dazu aufgerufen hatte, sie sollten sich ernsthaft mit der
Homöopathie auseinandersetzen.
Wer die Standesgeschichte durchforscht, kann das anfängliche Ziel gewahren:
Pflege der Gesundheit des Menschen. Aber das Verlangen nach beruflichem
Erfolg, nach materiellem Gewinn und Wohlhabenheit verdrängte das hehre Ziel.
Milton Silverman und Philip Lee haben diesen Werdegang in dem Buch PILLS,
PROFITS AND POUTICS schonungslos aufgedeckt.
Aber mit dem technologischen Fortschritt kamen in der westlichen Hemisphäre
mehr und mehr Erkrankungen auf. In Schweden, Norwegen, Dänemark, England.
Holland, der Schweiz und Deutschland tolerierten die Behörden daraufhin das
freie Praktizieren alternativer Therapien durch Frauen und Männer, die keine
Ärzte waren. In einigen dieser Länder versuchten die medizinischen Standesver-
treter wiederholt, die Regierungen gegen solche Laienheiler zu mobilisieren –
ohne Erfolg. Ihre Anstrengungen führten zum gegenteiligen Effekt. Immer mehr
Patientinnen und Patienten bevorzugten alternative Therapien.’
So entstand in einigen Ländern ein »freier Markt«, auf dem lediglich das Kön-
nen, die Ergebnisse und der Ruf des Heilenden, nicht aber seine akademischen
Titel ausschlaggebend waren. Aufgrund dieser Freiheit und des großen Zuspruchs
mißbrauchten unseriöse Frauen und Männer leider die noch regellose Aufbaupha-
se alternativer Therapien und erzeugten Unsicherheit.
Gleichzeitig interessierten sich jedoch sensible Ärzte für das Heilen nach
Naturgesetzen. Viele von ihnen schlossen sich der alternativen Bewegung an, weil
sie die Irrungen der etablierten chemisch-mechanistischen Medizin erkannt
hatten. Ärztinnen und Ärzte also, die ihr ursprüngliches Ziel weiterverfolgten.
Leiden ihrer Mitmenschen zu lindern und wirklich zu heilen. Sie standen meist
allein und von der offiziellen Medizin isoliert, weil sie im Gegensatz zu ihren
Kollegen deren herrschende Denkschemata und Praktiken in Zweifel zogen. Folg-
lich begaben sie sich in eine recht schwierige Situation, weil sie mit den an Uni-
versitäten gelehrten Doktrinen in Konflikt gerieten. Kritische Fragen, die sie stell-