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Die neue-Dimension der Medizin – page 185

Dilemma. Die erste Reaktion der Gesellschaft wäre, AIDS -Kranke auszuschlie-
Ben, um sich selbst zu retten. Diese Einstellung ist falsch, weil AIDS nicht allem
eine »Krankheit« einiger Risikogruppen wie Homosexueller und Drogenabhän
giger, sondern, wie wir erfahren haben,
ein Erkrankungszustand unserer Gesellschaft ist, der sich aufgrund eines
Risikoverhaltens als Folge komplexerer Bedingungen entwickelt hat.
Er entstand durch Gier, Zügel- und Verantwortungslosigkeit, Indifferenz, Kon-
kurrenzkampfund mangelnde Anteilnahme am Wohlergehen des Nächsten. Und
alles wurde von der Gesellschaft nicht nur toleriert, sondern sogar gefördert.
Zu dieser Gesellschaft und ihrem Klima tragen wir alle bei, ein jeder von uns
bestimmt sie mit durch Lebensweise, Träume, Denken, Handeln und Verhalten.
Wie gehen wir mit uns selbst um, was muten wir uns zu? Können wir noch ohne
Zigarette, ohne Zucker, ohne Fernseher leben? Wieviel Zeit nehmen wir uns für
die natürliche Erhaltung unseres Körpers, den Schutz unserer Seele, für Gebet
oder Meditation? Wie oft bemühen wir uns, den Einklang mit dem Universum zu
finden – durch eine Wanderung inWald und Feld, durch Versenkung oder Ent-
spannung oder auch die Lektüre der Schriften erkenntnisreicher Denker, das Hö-
ren guter Musik?
Trainieren wir unseren Geist für eine Anteilnahme an der geschichtlichen
Vergangenheit des Menschengeschlechts, eine Durchdringung unserer Traditio-
nen, um unsere Ängste und Verstrickungen zu verstehen und schließlich zu be-
wältigen?
Und wie gehen wir mit unseren nächsten Mitmenschen um, unseren Familien-
angehörigen, Nachbarn und Arbeitskollegen? Zeigen wir ihnen gegenüber Ver-
ständnis, Zuwendung und Hilfsbereitschaft, oder setzen wir kompromißlos un-
seren eigenen Standpunkt durch, beharren auf unserem tatsächlichen oder ver-
meintlichen Recht? Worauf vertrauen wir und worauf verlassen wir uns in den
täglichen Schwierigkeiten?
Wir sind es – jede und jeder einzelne von uns – die wir mit unseren Bequem-
lichkeiten und unseren Begierden zulassen, daß andere Macht über uns gewinnen,
während wir mit unseren Wünschen, Sehnsüchten, Verstimmungen und Schmer-
zen in immer stärkere Abhängigkeit geraten.
Der Normalbürger kann kaum Reichtum und Macht der pharmazeutischen
Firmen ermessen, die mit jedem neuen Profit zu einem weltumspannenden Netz
wachsen. Sie wollen uns weismachen, daß ihre Milliardengewinne der Gesell-
schaft in Gestalt der Forschung wieder zugute kämen.
Indes, wann hat ein chemisch-pharmazeutisches Unternehmen je Geld für
Forschung ausgegeben, die außerhalb seiner engen Interessen lag? Wann waren
seine Forschungen erwiesenermaßen von bleibendem Wert? Die Förderung der
Forschung, die ihre Gewinne rechtfertigen soll, ist nur Ausrede; tatsächlich
benutzt die chemisch-pharmazeutische Industrie diese Profite primär für die
Erweiterung von Macht und Kontrolle.