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Die neue-Dimension der Medizin – page 9

Nur wenigen ist bis jetzt bewußt, wie weitgehend abhängig unsere Gesundheit von der Beschaffenheit der normalerweise in unserem Körper existierenden und die Basis unseres Lebens bildenden Mikroorganismen ist. Wenn wir ihr Gleich- vwicht dadurch stören, daß wir all diesen »Schimmel« ständig in uns hineinlillen, wird unser Organismus schließlich selbst »schimmelig«.
»Das Verschreiben von Antibiotika, sei es innerhalb oder außerhalb von Krankenhäusern, verstärkt unnötigerweise den steigenden Druck für die Selektion resistenter Organismen. Es mag überspitzt erscheinen, es als einen Akt von Umweltverschmutzung zu bezeichnen, aber wenn die vollen, die letzten Konsequenzen dieses Verschreibungsmißbrauchs verstanden werden, wird man es weniger übertrieben finden, als es anfänglich erschien.«
Bisher hat sich die »moderne« Medizin anscheinend nicht mit der wichtigen Frage der Qualität der Mikroorganismen beschäftigt, die normalerweise in unserem Organismus leben, und mit den Veränderungen, denen sie infolge des Einflusses fremder Substanzen wieder Antibiotika ausgesetzt sind. Das Resultat dieser Veränderungen ist eine Transformation, eine Mutation, durch die nichtpa- ihogene in pathogene Bakterien umgeformt werden. Normalerweise leben zum Heispiel in der menschlichen Mikroflora nicht pathogene Alcaligenes, die gegen Antibiotika resistent sind. Sie können ihre Widerstandsfähigkeit auf vorher nicht-resistente. aber potentiell tödliche Organismen wie Pseudomonas aeruginosa weitergeben.
Ubertragbare Medikamentenresistenz, das heißt Widerstandsfähigkeit gegen Antibiotika, die von einer Bakterienspezies auf eine andere weitergegeben werden kann, wurde zuerst nur bei Darmbakterien nachgewiesen, ist aber inzwischen bei v ielen anderen Bakterien als eine verbreitete Fähigkeit festgestellt worden. Tatsächlich hat die allgemeine Anwendung von Antibiotika eine Gefährdung aller Ebenen unseres Organismus geschaffen, die sich jetzt nur mehr unter großen Selm ierigkeiten rückgängig machen oder beheben läßt.
3. Wie konnte es dazu kommen, daß in allen wirtschaftlich und wissenschaftlich ntwickelten Ländern und – von ihnen exportiert auch in vielen schwach entw ickelten Regionen – derart starke Medikamente in äußerst unkritischer, ia törichter Weise angewandt wurden? Warum kam es bei dem Schaden, den man in lehensbedrohlichen Situationen als notwendiges Übel in Kauf nehmen mußte, zu dem allgemein undifferenzierten Einsatz dieser gefahrvollen Wirkstoffe?
Die Indizien für derlei sorglose Praktiken sind überwältigend; das belegen zahlreiche Erhebungen. Bereits die folgenden Zitate vermitteln einen Eindruck: Wenn die Ärztin oder der Arzt ein Medikament verordnen, ist deren Wahl oft in beträchlicliem Maße von Überlegungen bestimmt, die absolut nichts mit den biochemiscen
Eigenschaften der verabfolgten Substanzen zu tun haben – ein Phänomen. das in der Literatur als »die nicht-pharmakologische Basis der Therapie« bezeichnet wird.