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Die neue-Dimension der Medizin – page 145

Einzelne Symptom hielten die Beteiligten akribisch genau fest, bis jede Substanz,
die sie eingenommen hatten, durch die Symptome, die sie hervomef, unverkenn
bar charakterisiert werden konnte.
Zur gleichen Zeit stellte Hahnemann einen umfangreichen Katalog amtlicher
Vergiftungen zusammen, die in der medizinischen Literatur der letzten Jahrhun-
derte verzeichnet waren. Dabei kamen ihm seine gründlichen Kenntnisse fremder
Sprachen, sogar des Arabischen, zustatten – kein wichtiges Werk dieses Gebiets
blieb unberücksichtigt.
In den Symptomen, die eingenommene Substanzen bei den gesunden Arzten
hervorriefen, erkannten Hahnemann und seine Mitarbeiter die typischen Anzei-
chen vieler Erkrankungen, für die sie vorher vergeblich ein wirksames Heilmittel
gesucht hatten. Und was noch wichtiger war, sie stellten fest, daß diese Mittel die
entsprechenden Symptome bei Erkrankten nicht nur zum Verschwmden brachten,
sondern das Leiden tatsächlich heilten.
Jetzt wußte Hahnemann endgültig, daß, gemäß dem von ihm wieder entdeck-
ten Gesetz, jede arzneiliche Substanz zwangsläufig denselben Leidenszustand
heilt, den sie beim gesunden Menschen hervorruft. Auf der Grundlage dieser Ex-
perimente erschien seine erste, recht umfangreiche Materιa Μedica. Damit gab
zum ersten Mal in der neueren Geschichte der Menschheit eme Materia medica
Aufschluß über Zeichen und Symptome, die aus Pflanzen, Mineralien oder Tieren
gewonnene Stoffe im gesunden menschlichen Organismus bewirken.
Nach diesen Selbstversuchen und weiteren, tiefergehenden Forschungen be-
gann Hahnemann, der von 1785 bis 1789 in Dresden die umfangreiche Praxis de
damaligen Stadtphysikus versehen hatte und dann nach Leipzig übergesiedelt
war, bereits unter homöopathischen Aspekten zu behandeln. Er kurierte nun jede
Patientin und jeden Patienten folgendermaßen: Zuerst schrieb er alle Zeichen und
Symptome auf, seien sie geistiger, seelischer oder körperlicher Art. Dann suchte
er das passende Mittel, das bei ihm oder seinen Mitarbeitern ähnliche Symptome
hervorgerufen hatte, und verabreichte es. Danach ereignete sich das Wunder. Eine
wie der andere seiner akut kranken Patientinnen oder Patienten wurde rasch
geheilt. Er berichtet darüber:
»Indern nun Krankheiten nichts als Befindensveränderungen des Gesunden
sind, die sich durch Krankheitszeichen ausdrücken, und die Heilung ebenfalls
nur durch Befindensveränderungen des Kranken in den gesunden Zustand
möglich ist, so sieht man leicht, daß die Arzneien auf keine Weise Krankheiten
würden heilen können, wenn sie nicht die Kraft besäßen, das auf Gefühlen und
Tätigkeiten beruhende Menschenbefinden umzustimmen, ja, daß einzig auf
dieser ihrer Kraft, Menschenbefinden umzuändern, ihre Heilkraft beruhen
müsse.«
Wenngleich Samuel Hahnemann das Naturgesetz der Wirkung von Substanz.en
am und im menschlichen Organismus begriffund erstmals klar formulierte, wie
er den Ruhm, es entdeckt zu habe , von sich; vielmehr nannte er eine Reihe von